Schon immer ein Thema, noch nie aus der Mode: Bestände in der Produktion. Warum ist dieses Thema noch immer oder immer wieder aktuell? Die Antwort ist einfach: Bestände sind erstens teuer und zweitens hat jedes freilaufende System die Tendenz, Bestände zu vermehren. Es folgt dem Motto „Jede Fläche findet ihren Bestand“. Daher hat es bislang noch kaum ein Unternehmen geschafft, die Bestände dauerhaft und wirklich nachhaltig auf dem optimalen Punkt zu halten.
Doch was genau sind die Gründe für immer wieder steigende Bestände in den Unternehmen?
Es handelt sich um einen Blumenstrauß von Ursachen, wie beispielsweise:
- Kundenseitige Bedarfs- und Abrufschwankungen
- Vielstufige Supply Chain
- Planung mit „Expertenwissen" statt mit Planungsparametern
- Neue Produkte und steigende Variantenvielfalt
- Unflexible Produktionsanlagen mit hohen Umbaukosten
- Gegensätzliche Ziele und Kennzahlen in Disposition, Einkauf, Produktion und Vertrieb
Durch die Veränderungen der Rahmenbedingungen steigt die Komplexität und die Prozesse passen nicht mehr vollständig. Als Folge steigen die Bestände, um die Probleme zu überdecken und als direkte Folge der unpassenden Prozesse. Sie sollen Fehlteilen vorbeugen, die Lieferfähigkeit erhöhen und die Maschinenauslastung sicherstellen. Die Ausbringung als primäres Ziel muss erreicht werden, da geraten Bestände leicht in den Hintergrund.
Die Folgen sind aber meist größer, als kurzfristig erkennbar ist. Mit steigenden Beständen wird eine Negativspirale in Gang gesetzt. Die Wirkzusammenhänge sind dabei komplex, eine einfache Beschränkung auf die direkt für alle erkennbare Folge von Beständen (nämlich Kapitalbindung) ist nicht ausreichend. Nach unserer Erfahrung ist die Kapitalbindung im Gegenteil eher eines der kleineren Übel hoher Bestände. Viel schwerer wiegen vielfältige andere Faktoren, wie Durchlaufzeit, Unruhe in der Produktion, Reaktionszeit, Planungsaufwand, Transporte, Fläche und Qualität.
Warum aber wird sich bei der Bewertung von Beständen meist auf die Kapitalbindung beschränkt?
Die Antwort ist einfacher als die Lösung des Problems: Kapitalbindung ist leicht monetär zu bewerten, die anderen Wirkungen aber nicht. Ungünstigerweise sind aber deren negativen Folgen oft viel größer (also teurer) als die der Kapitalbindung. Das Problem wird also (mangels monetärer Bewertbarkeit) sehr oft unterschätzt. Daher ist beim Thema Bestandsfolgen ein hohes Maß an Erfahrung erforderlich, um das Problem ganzheitlich und ehrlich beschreiben und bewerten zu können. Die klassische ROI-Rechnung führt nicht zu einem optimalen Ergebnis!
Unter einer ehrlichen Betrachtung aller Parameter kann der Bestand im Unternehmen so eingestellt werden, dass einerseits die Produktion stabil laufen kann und die Kundenanforderungen bestmöglich bedient werden können. Andererseits wird ein System geschaffen, in dem effizient gewirtschaftet werden kann.
Lieferantenmanagement
Zum Schluss bleibt die Frage, wie ich es konkret schaffe, den Bestand auf das gewünschte Niveau zu bringen. Hier stehen uns verschiedene Handlungsfelder zur Verfügung. Diese Handlungsfelder sind relativ gut voneinander abgrenzbar, aber natürlich nicht vollkommen schnittmengenfrei. Die „Enabler“ einer bestandsarmen Produktion sind:
- Synchronisation: Alle Anlagen sind so aufeinander abgestimmt, dass keine Entkopplungspuffer erforderlich sind
- Los-/Behältergröße: Die Losgröße orientiert sich an der Reichweite und geht perspektivisch Richtung 1
- Produktdesign: Modularisierung und Gleichteile verringern die Varianz und somit den Bestand
- Externe Prozesse: Verlängerte Werkbänke sind oft ein Quell hoher Bestände, sie sind in den Prozess zu integrieren
- Planung: Die Planung sollte standardisiert sein und wenig abhängig von Expertenwissen sein, die Systemwelt muss die reale Welt widerspiegeln
- Bereitstellung: Just-in-Time-Bereitstellung anstatt hohe Linienautonomie und minimale operative Logistik
- Transparenz: Sichtbarkeit des Bestandes, sowohl physisch als auch systemseitig verhindern, dass Bestand vergessen wird
- Beschaffung: Die Einbindung der Lieferanten ermöglicht bedarfssynchrone Anlieferung im Werk
- Layout: Das Layout bildet den Rahmen für einen effizienten Produktions- und Bereitstellungsprozess
Eine detaillierte Ausführung finden Sie in dem zu diesem Thema publizierten
TMG IMPULS "Bestandsarme Produktion":
Wo genau die Schwerpunkte liegen, ist individuell unterschiedlich. Um diese zu identifizieren ist eine umfangreiche Analyse des jeweiligen Unternehmens erforderlich. Wenden Sie sich also gerne an uns und vereinbaren Sie Ihren individuellen Gesprächstermin.
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